In der Schweiz hat bereits der Staat einige Vorsorgemassnahmen eingerichtet wie beispielsweise die AHV (1. Säule) und Pensionskassen (2. Säule). Damit aber der eigenen persönlichen finanziellen Situation Rechnung getragen werden kann, reicht es in der heutigen Zeit meist nicht mehr aus, sich nur auf die obligatorischen Vorsorgemassnahmen zu verlassen. Es lohnt sich immer, die persönliche Situation zumindest zu überprüfen und allenfalls zusätzliche Massnahmen umzusetzen. Den richtigen Zeitpunkt, sich mit der eigenen Vorsorge zu beschäftigen, gibt es nicht. Bei Liegenschaftsfinanzierungen sollte die Prüfung der Vorsorgesituation ein fester Bestandteil sein. Es gibt aber auch weitere Situationen, in welchen eine Prüfung sinnvoll ist, beispielsweise bei der Familiengründung, bei Aufnahme der selbstständigen Erwerbstätigkeit oder auch 5 bis 10 Jahre vor der Pensionierung.
Vorsorgeanalyse – optimale Planungsgrundlage
Als optimale Planungsgrundlage für die Bestimmung der eigenen persönlichen Vorsorgesituation eignet sich die Erstellung einer Vorsorgeanalyse. Dabei werden die finanziellen Risiken und Lücken für sich selber wie auch für Partner sowie Nachkommen für die Ereignisse Krankheit, Unfall und Todesfall aufgezeigt. Es wird also analysiert, welche Leistungen Sie bei einem der Ereignisse von der obligatorischen Vorsorge erhalten und ob dabei allenfalls eine Lücke zu Ihrem Ausgabebudget besteht. Die Lücken können dann durch private Vorsorgemöglichkeiten abgedeckt werden. Die Tabelle unten zeigt einen Überblick der Vorsorgemöglichkeiten.
Zusätzlich zu den in der Tabelle aufgeführten Ereignissen wird bei einer Vorsorgeanalyse auch die Situation im Alter (Pensionierung) angeschaut. Für eine weiterführende Planung der Pensionierung kann eine separate ausführlichere Pensionsplanung sinnvoll sein. Sie gibt Ihnen die Sicherheit, dass das definierte persönliche Budget lebenslang ausreicht. Zudem ist die Planung eine Grundlage für wichtige Entscheidungen in Bezug auf Steuereinsparungen oder auch Übergabe von Vermögenswerten an Kinder.
Interview mit Vorsorgespezialist Ruedi von Känel
Unser Vorsorgespezialist Ruedi von Känel, Finanzplaner mit eidg. Fachausweis, hat die wichtigsten Fragen rund um das Thema Vorsorgen beantwortet.
Wieso ist aus Ihrer Sicht die persönliche Vorsorgeplanung wichtig?
Mit einer frühzeitigen Planung der persönlichen Vorsorge können die nötigen Vorkehrungen eingeleitet und allfällige Risiken erkannt werden. Insbesondere bei der Altersvorsorge ist das frühzeitige Erkennen von Lücken wichtig.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie über die Entwicklung der Pensionskassenrenten zeigte, dass die Rentenbezüge aus der ersten und der zweiten Säule im Verhältnis zum letzten Einkommen in den nächsten Jahren auf unter 50 % sinken könnten. Wir alle sind deshalb gut beraten, im Rahmen unserer Möglichkeiten privat vorzusorgen.
Welche Punkte sind aus Ihrer Sicht bei der persönlichen Vorsorge am wichtigsten?
Je nach Lebensabschnitt hat die Vorsorge eine andere Priorität. Bei jüngeren Personen ist die Absicherung der Angehörigen im Risikofall wichtig. Bei älteren Personen hat die Absicherung des Einkommens bei Pensionierung einen sehr hohen Stellenwert.
Welchen Punkten wird bei der Vorsorgeplanung zu wenig Beachtung geschenkt?
Vielfach wird nur kurzfristig geplant. Eine längerfristige Planung / Absicherung insbesondere zur Pensionierung wird vernachlässigt. Vielfach hört man den Spruch «Was soll ich mich jetzt schon mit dem Alter beschäftigen, ich lebe heute!». Gerade ein längerfristiger Vermögensaufbau, auch in kleinen Schritten, hilft, die Pensionierung zu finanzieren. Jeder möchte doch den gewohnten Lebensstandard weiterführen.
Kann ich mir eine persönliche Vorsorge überhaupt leisten? Was sind die Kosten?
Eine Abdeckung von Risiken ist nicht gratis, je nach Alter, Beruf, Lebenssituation etc. variieren die Kosten erheblich. Es darf festgehalten werden, dass jüngere Personen grundsätzlich von besseren Konditionen profitieren. Ein langfristiger Aufbau, gerade der Altersvorsorge, mit kleinen Beträgen kann auch zum Ziel führen. Je früher ich mit der Vorsorge anfange, desto besser. Insbesondere das Sparen in der Säule 3a sollte in jedem Haushaltsbudget berücksichtigt werden, hier entstehen zwar Kosten, es können aber auch Steuern eingespart werden.
Sind die Vorsorgeleistungen der gesetzlichen Vorsorgewerke (AHV, Pensionskasse) im Alter genügend?
Unser Drei-Säulen-Prinzip basiert auf dem Grundsatz, dass die Renten aus AHV und Pensionskasse die gewohnte Lebenshaltung sichern würden. Die Säule 3a sollte zur individuellen Ergänzung dienen. Wenn wir davon ausgehen, dass in naher Zukunft die Renten aus der Pensionskasse weiter gesenkt werden, genügen unsere gesetzlichen Vorsorgeleistungen bei Weitem nicht mehr. Die individuelle Vorsorge wird in den kommenden Jahren immer wichtiger, damit wir unsere gewohnte Lebenshaltung beibehalten können. Eine Pensionsplanung kann die voraussichtlichen Leistungen berechnen und Lösungen aufzeigen.
Ab welchem Alter soll ich mich mit dem Thema Vorsorgen beschäftigen?
Grundsätzlich gibt es keine Altersgrenze für die Vorsorge. Eltern müssen sich bereits bei der Geburt ihrer Kinder überlegen, ob eine Risikoabdeckung, insbesondere bei Invalidität, nötig ist. Mit dem Einzahlen in eine Pensionskasse, bei Erwerbstätigen normalerweise ab Alter 25, erreichen wir einen nächsten wichtigen Schritt. Dabei sehen wir ein erstes Mal, wie es bei einer Pensionierung aussehen könnte. Eine junge Familie wird sich auch Überlegungen machen müssen, insbesondere über die Abdeckung der Risiken Invalidität und Tod. Eine Liegenschaftsfinanzierung oder die Gründung einer Firma beeinflusst die Vorsorge ein weiteres Mal erheblich. Ein weiterer Schritt ist die Planung der Pensionierung.
Wir empfehlen unseren Kunden, ca. im Alter von 55 Jahren eine Planung zu prüfen. So besteht genügend Zeit, die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Bei einem ersten kostenlosen Orientierungsgespräch können wir Ihnen die verschiedenen Punkte einer Pensionsplanung aufzeigen.
Informationen März 2020